Cover
Titel
Wappenreiches Wien. Ein heraldisches Handbuch der inneren Stadt


Autor(en)
Göbl, Michael
Erschienen
Anzahl Seiten
220 S.
Preis
€ 28,90
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Markus Jeitler, Institut für die Erforschung der Habsburgermonarchie und des Balkanraumes, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien

Auf dem weiten Feld der Stadtführer-Literatur gibt es bereits seit langem den durchaus erfolgreichen Trend zu Spezialthemen aller Art, die mitunter auch skurrile Wege beschreiten. Das vorliegende Werk schließt sich, wie dessen Autor Michael Göbl im Vorwort eigens bemerkt, diesem Trend bewusst an, hebt sich aber ob des besonders spezifischen Inhalts zugleich dennoch erfreulich davon ab: Tatsächlich gelingt es dem Autor, das prinzipiell spannende Thema Heraldik, das jedoch Manchem anfangs vielleicht doch etwas sperrig vorkommen mag, in einen informativ-interessanten Stadtführer Wiens einzupacken. Obwohl es laut Untertitel primär um die „innere Stadt“ gehen sollte – der Autor definiert dies ohnehin weiter gefasst als den eigentlichen 1. Gemeindebezirk („Innere Stadt“) – sind dankenswerter Weise auch einzelne prägnante Beispiele außerhalb jener Zone in gut verständlicher Sprache beschrieben.

Zum besseren Verständnis für Heraldik-Einsteiger gibt es zudem eine anschauliche Einführung in die Thematik mit dem sprechenden Titel „Was führen Wappen im Schilde?“. Derart mit den wichtigsten Begriffen gestärkt, steht dem heraldischen Rundgang durch Wien somit nichts mehr im Wege. Die verschiedenen Bauwerke sind dabei generell in die Gruppen „Verwaltungspalais“ (inklusive der Wiener Hofburg), den Kirchen und Ordenshäusern sowie den Adelspalais und Adelshäusern eingeteilt. Dazu gesellen sich in einer Auswahl Beispiele für die Wappen Wiens, jener anderer Städte, Handwerker- und Bezirkswappen sowie Wappen im Zusammenhang mit Denkmälern.

Jedes Gebäude wird zunächst mittels einer kurzen Bau- und Besitzgeschichte vorgestellt, ehe die Erklärung der daran angebrachten Wappen folgt. Vermutlich um dem Charakter eines praktikablen Stadtführers gerecht zu werden, wurde bei diesen Texten gänzlich auf wissenschaftliche Anmerkungen verzichtet, ein ausführliches Literatur- und Quellenverzeichnis ist aber freilich beigefügt, wie auch ein kurzes heraldisches Glossar und eine Adressenliste der beschriebenen Objekte. Auf diese Weise fungiert das Buch nicht nur als Begleiter vor Ort, sondern auch als Nachschlagewerk am Schreibtisch.

Die ausgewählten Gebäude bieten mitunter wenig bekannte Besonderheiten zu entdecken, etwa, dass beim Justizpalast Wappen aus drei Epochen der österreichischen Geschichte sichtbar sind (Habsburgermonarchie, austrofaschistischer Ständestaat, Zweite Republik) oder das Anbringen aller damaligen 20 Wiener Bezirkswappen sowie 130 Wappen von Genossenschaften und Innungen an der 1902–1904 erbauten Kirche Hl. Karl Borromäus des Wiener Versorgungsheimes in Lainz.

Dem renommierten Heraldiker und Autor Michael Göbl ist mit diesem besonderen Stadtführer ein Werk gelungen, das einerseits dank des einigermaßen handlichen Formats (rund 220 Seiten, Hardcover, 24,5 x 17,5 cm) zu einem ungewöhnlichen Wiener Stadtrundgang einlädt, andererseits aber auch behutsam auf die faszinierende und heute in ihrer historischen Bedeutung meist kaum wahrgenommenen Welt der Heraldik aufmerksam macht.

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